Erfolgreiche Theater-Premiere des Turnvereins - Urkomisch vom Anfang bis zum Ende

30.10.2017

Von Willi Fischer

Kirchenlamitz – Der Turnverein Kirchenlamitz ist als größter Verein in der Stadt Kirchenlamitz nicht nur sportlich auf der Höhe. Auch im gesellschaftlichen Bereich hat der Traditionsverein viel zu bieten. Dies bewies sehr eindrucksvoll die Theatergruppe des Turnvereins. Ein voller Erfolg war die fulminante Premiere des neuesten Stücks mit dem vielversprechenden Titel „Döner, Durst & Dosenwurst“ vor ausverkauftem Haus. Mit dem Spruch „Das kann ja heiter werden“ wurde nicht zu viel versprochen. Denn das Stück war urkomisch vom Anfang bis zum Ende. Wenn das Sprichwort „Lachen ist gesund“ stimmt, müssten alle Theaterbesucher danach kerngesund nach Hause gehen. Denn Lacher gab es fast bei jedem Satz der amüsanten Geschichte.

 

Der Schwank mit der turbulenten Komödie aus der Feder von Bernd Gombold in drei Akten erwies sich als eine gute Wahl. Das Publikum war von dem tollen Stück vollauf begeistert.

 

Damit tritt das Theater-Ensemble mit insgesamt 15 Mitwirkenden in insgesamt sieben Vorstellungen auf. Die herausragenden Leistungen der Laienspieler wurden vom Publikum mit Lachtränen, jeder Menge Szenen-Applaus und minutenlangen Schluss-Ovationen bedacht.

 

Vorhang auf! Dem Betrachter bot sich in prachtvoller und fantasievoller Dekoration der „Sultan Döner“, der Friseursalon „Gittis Schiefer Schnitt“, Joes Tattoo-Studio mit Fit & Sun und die Metzgerei Fleischle und Söhne. Das Fitness-Studio schwebte sogar auf der modernen Marketing-Schiene mit dem Lockangebot: HH“Heute Tattoo zum halben Preis und ein Freibier“.

 

Spannend, frivol und voller Überraschungen war der Handlungsablauf. Dabei standen der Spaß und die humorvollen Dialoge im Mittelpunkt. Die Schauspieler verstanden es vorzüglich und talentiert durch Mimik, Gestik und talentierter Darstellung das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Zeitweise glich das Stück einer humorvollen Krimi-Komödie.

 

Voll in ihre Rolle hineingewachsen war die naive und nicht immer unbedingt helle Vollblut-Fleischereiverkäuferin Edeltraud (Katrin Dogan), die sich immer wieder humorvoll artikulierte. Mit dem Gebrauch von Fremdwörter kennt sie sich aus, nur nicht mit den richtigen. Ihrem letzten Freund, so muss sie gestehen, war sie „interaktuell nicht ganz gewaschen.“ Aber sie will einen finden, der ihr „ebenerdig“ ist. Und hier hat sie ein Auge auf August geworfen, dem Sohn des Landwirtsehepaares Häberle. Ihre Beurteilung dazu: Er ist eine Mischung aus Einstein und Schwarzenegger – Schwarzeneggers Hirn und Einsteins Figur. Sie entpuppte sich jedoch als eine sympathische und liebenswerte Person, die allerdings trotzdem ein sehr robustes Auftreten hat. Sie sorgte für einen Lacher nach dem anderen. „Ist das Schwein auch kurz vorm verenden, in der Wurst schmeckt des dennoch blendend“, war eines von vielen Beispielen. Als schrill-flotte Friseurin Gitti präsentierte sich Karina Hering. Sie ist flott, frech, aufgedreht und lässt sich absolut nichts gefallen. Als Allrounder erwies sich nicht nur vom Outfit her Joe (Udo Tröger). Allein seine Aufmachung voller Tätowierungen machten als Werbeträger sein „Kunst-Handwerk“ nach außen deutlich sichtbar. Er entpuppte sich als schräger Vogel, ist hart im Nehmen, hat ein cooles Auftreten und ist unheimlich schlagfertig.

 

Als Ausnahmeerscheinung erwies sich Döner-Inhaber Erkan (Benjamin Sieber) mit seinem gekonnten türkischen Slang, ausgestattet mit überschäumenden Temperament. Wer ihn nicht als Kirchenlamitzer kannte, würde ihm abstammungsmäßig durchaus türkische Wurzeln zuordnen. Er verkörperte wirklich einen veritablen türkischen Dönerverkäufer. So war er als unverwechselbarer Türke äußerst quirlig, temperamentvoll, sogar sympathisch, aber Macho und unheimlich impulsiv. Er ließ sogar die spitzen Messer blitzen. Von ihm wurde die angestaubte Geschäftswelt gehörig durcheinandergewirbelt. Sehr skeptisch steht auch die streitbare und argwöhnische Rektorin Gesine (Elisabeth Bayerlein) dem neuen Dönerladen gegenüber, denn Erkan erlaubt sich, die Grundschüler mit Döner zu beliefern. Aber die Rektorin stößt nicht nur bei Erkan mit ihren penetranten notorischen Nörgeleinen auf Ablehnung. Sie ist unheimlich besserwisserisch, eckt mit jedem an und überzeugt durch ihr affektiertes Auftreten. Auch mit dem biederen und etwas altbackenen Landwirtsehepaar Karl Häberle (Addi Kielmann) und Magda Häberle (Heike Hübner), das eigentlich nur eine Frau für ihren Junggesellen-Sohn August (Monika Gärtner) sucht, legt sie sich an. So ist es kein Wunder, dass sogar Polizist Edgar (Rainer Gärtner), der sich sehnlich den alsbaldigen Ruhestand wünscht, genug von der Rektorin hat, die jeden anzeigt und ständig für Arbeit und Ärger sorgt. Dabei wünscht er sich nichts anderes als Ruhe und Gemütlichkeit. Er bediente als Polizist die Ressentiments gegenüber Beamten, indem er nahtlos von der Vesper- in die Mittagspause überging und während der Dienstzeit sich die Haare schneiden ließ mit der Begründung, dass diese ja auch während der Dienstzeit wachsen.

 

Das Spiel mit den Vorurteilen bis hin zur Persiflage setzte sich bei allen Rollen fort. Köstlich dazu einige Passagen aus den langen Dialogen, die von den Schauspielern zu bewältigen waren: So verweist Gitti auf einen Zeitungsbericht über den Gammelfleisch-Skandal in einer Metzgerei. Energisch antwortet die Wurstfachverkäuferin Edeltraud: „Diese widerlichen Schmierfinken von der Zeitung! Wenn ich schon Gammelfleisch höre! Die haben doch keine Ahnung! Frikadellen kann man auch aus älterem Fleisch noch gut machen. Man muss es nur gut würzen, dann riecht man nichts mehr.“ In einer anderen Szene macht sich Erkan an Edeltraud ran und lässt seine Muskeln spielen: „Willst du mal fühlen? Mach ich viel Training – überall“ und zeigt dies augenscheinlich an. Er bietet keck und unverfroren an: „Komm ich zum Rasieren zu dir – auch überall!“ Rektorin Gesine will Erkan korrigieren als er feststellt: „Alter! Bin ich konkret Erkan und gehört mich Sultan Döner und Pizza.“ Sie stellt fest: Deine Grammatik ist vollkommen falsch. Es muss heißen: Ich bin Erkan…“ Respektlos Erkan: „Was? Du auch Erkan? Voll die krasse Name für eine Tussi. He, Alter, arbeitest du auch in Geisterbahn mit dein Frisur? Bist du konkret Ober-Doktor-Tussi von Grundschule? Kannst du rechnen?“ Nicht aus der Ruhe lassen will sich Polizist Edgar, der gerade Brotzeit macht und eine Anzeige aufnehmen soll: „Ruhe: Dann nehmen wir das Protokoll eben hier auf. Aber ich warne euch: wenn ich nicht rechtzeitig in die Mittagspause komme, dann ist was los. Einer von euch schreibt mit, damit ich essen kann.“

 

Anlässlich des Stadtfestes lädt Erkan alle in seinen neu eröffneten Laden ein. Die Party läuft jedoch völlig aus dem Ruder. Dies zeigt sich am nächsten Morgen nicht nur an der chaotischen Hinterlassenschaft von Abfällen, Getränkedosen und Flaschen, sondern auch an den stark in Mitleidenschaft gezogenen Teilnehmern, die ihren Kater sichtlich und markant zum Ausdruck bringen. Erinnerungslücken verschärfen zudem die vermeintlich fürchterlichen Geschehnisse. Diese gipfeln im Verschwinden der Rektorin, die wie vom Erdboden verschluckt ist, wie in einem grausamen Mordzenarium.

 

Dazwischen gab es noch die Sache mit dem Kuheuter. Er erhob sich die Frage, was wohl in den Wiener Würstchen drin ist. Und ob ein Döner mit Kuheutern von alten Kühen angereichert ist, darüber gab es heftige Dispute, in deren Mittelpunkt wieder die Edeltraud steht. Sogar auf den Wunsch der Bauersleute Häblerle geht die Gute ein, deren altmodischen, unbeholfenen, ängstlichen Sohn August zu verführen, was jedoch damit endete, dass August im Kühlraum übernachten muss.

 

Auf dem Marktplatz nimmt nach der von Erkan spendierten „Rauchertüte“ mit zweifelhaftem Inhalt das Fest, das anschaulich gewaltig aus den Fugen geriet, ein schauriges Ende. Das Stück nimmt eine rasante Fahrt auf. Rektorin Gesine und August sind verschwunden, das Auto der Rektorin wird in einem Graben gefunden, ein Fleischermesser, etliche Lockenwickler und der Dönerspieß liegen blutig darin und die Dienstmütze des Polizisten Edgar blutverschmiert daneben. Man befürchtet das Schlimmste, will die „Leichen“ vielleicht für Dosenfleisch verwendet wissen. Denn verdächtig sind nahezu alle Beteiligten. Skurril die zentrale Frage, wie kommt man aus diesem schaurigen Schlamassel heraus? Doch das soll im Hinblick auf die weiteren Besucher der Vorstellung hier nicht verraten werden.

 

Cool präsentierten sich in dem Stück mit sehenswertem Outfit die Pennerin (Rebekka Menzel), der Killer und Rocker (Stefan Schneider), Rocker Mike Atze als Joe’s Neffe (Simon Schricker) und die Rocker Fury (Jenny Schröder) und Danger (Tina Walther). Souverän, jedoch aber unauffällig, fungierte Roswitha Weiß im Hintergrund, wenn bei den nicht einfachen Dialogen einfach „Nachhilfe“ benötigt wurde.

 

Das Schöne zum Schluss: Ein Liebespaar gab es am Ende in einer heißen und stürmischen Szene doch noch.

 

Das Turnverein-Ensemble präsentierte sich mit beachtlichem und bewundernswerten schauspielerischem Talent von begabten Akteuren. In knackigen, gut gespielten Witzen und Pointen fand es ein dankbares Publikum, das die herausragenden Leistungen mit langanhaltendem begeisterten, tosendem Applaus belohnte.

 

Bild zur Meldung: Erfolgreiche Theater-Premiere des Turnvereins - Urkomisch vom Anfang bis zum Ende

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Döner, Durst und Dosenwurst (30.10.2017)